Jahresbericht 2017 ⁄ 18

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Sportlicher Rückblick 2017/18

Raiffeisen Super League

Sportlicher Rückblick der Raiffeisen Super League

ANPFIFF

Das Kickoff-Spiel zur Saisoneröffnung 2017/18 zwischen dem Herausforderer BSC Young Boys und dem Vorjahres- Meister FC Basel erscheint im Rückblick wie ein Omen. YB zeigte im ausverkauften Stade de Suisse vor 31’120 Zuschauern und toller Stimmung dem Seriensieger Basel im wahrsten Sinne des Wortes den Meister. Der 2:0-Sieg war eine Kampfansage an den Liga-Dominator der letzten acht Jahre — wie so oft in der jüngsten Vergangenheit.

Vor 31’120 Zuschauern zeigte YB dem Serienmeister FC Basel schon zum Start in die Saison 2018/19 den Meister.

Doch diesmal sollten die Berner nicht einbrechen. Im ersten Saisonviertel mussten sich die Stadtberner nur, aber dafür ausgerechnet, dem Kantonsrivalen Thun mit 0:4 geschlagen geben. Auch das sollte ein richtungsweisendes Resultat sein, denn die Berner Oberländer mutierten zum Angstgegner von Gelb-Schwarz. YB holte von zwölf möglichen Derby-Punkten nur deren vier.

Während sich auf sportlicher Ebene schnell abzeichnete, dass mit YB wohl ein drittes Team nach Basel und dem FC Zürich seit der Gründung der Swiss Football League 2003 zu Meisterehren kommen würde, rückte in der Liga das Geschehen abseits des Rasens ins Rampenlicht. Am 3. September 2017 verschied im Alter von 89 Jahren mit Albin Kümin ein Mann, der die National-Liga als Generalsekretär lange und entscheidend mitgeprägt hatte. Als «Liga-Baumeister» war er zwischen 1966 und 1992 massgeblich daran beteiligt, den Schweizer Spitzenfussball vom Amateur- ins Profizeitalter zu transferieren.

Mit Albin Kümin verstarb der langjährige Generalsekretär der National-Liga.

Gut zwei Wochen später sorgte Sion-Präsident Christian Constantin nach der Partie der 8. Runde zwischen Lugano und Sion für einen Eklat vor laufenden Kameras, als er gegenüber Teleclub-Experte Rolf Fringer handgreiflich wurde. «CC» wie auch sein Sportchef und Sohn Barthélémy wurden von der SFL mit Platzsperren von 9 Monaten, beziehungsweise 5 Spielen, sowie hohen Geldbussen bestraft.

Der Sion-Präsident Christian Constantin sorgte mit den Handgreiflichkeiten gegen Rolf Fringer für einen Eklat und negative Schlagzeilen abseits des Fussballplatzes.

ZWEITES VIERTEL

Im zweiten Saisonviertel stand der Sport wieder im Vordergrund. Dass in Schweizer Fussballstadien attraktiver Fussball geboten wird, zeigten die Zuschauerzahlen in der 12. Runde. Insgesamt pilgerten an diesem Oktober- Wochenende 74’857 Fussballbegeisterte zu den fünf Partien der Raiffeisen Super League. So viele wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Mitverantwortlich dafür war sicher auch die Spannung innerhalb der Liga, in der sich mit YB immer noch ein potenzieller neuer Meister als Leader behaupten konnte und sich im Tabellenkeller einer der spannendsten Abstiegskämpfe seit 2003 abzuzeichnen begann.

Sion steckte als Tabellen-Siebter bereits mittendrin im Abstiegsstrudel. Marco Schneuwly, als Torgarant vor der Saison vom FC Luzern abgeworben, konnte am 18. November 2017 die 1:5 Niederlage der Walliser gegen den FC Basel zwar auch nicht verhindern, doch mit dem Ehrentreffer hievte er sich als erst zweiter Spieler seit Gründung der Zehnerliga (ab 2003) in den «100er-Klub» der Super League. Damit gesellte er sich zu Basel-Goalgetter Marco Streller, dem in seiner Karriere 111 SL-Tore glückten.

Willkommen im «100er-Klub» der Super League, Marco Schneuwly!

 

HALBZEIT
Zur Winterpause, die aufgrund der im Sommer 2018 anstehenden Weltmeisterschaft erst nach 19 Runden eingeläutet wurde, grüsste YB immer noch als Leader. Die Berner lagen aber nur zwei Punkte vor dem Rivalen aus Basel. Zu Beginn der zweiten Saisonhälfte sorgte ein Thuner Spieler am 25. Februar 2018 im Spiel gegen den FC Luzern für einen weiteren Meilenstein. Nelson Ferreira, der seine 11. Super-League-Saison im Trikot der Berner Oberländer in Angriff genommen hatte (neben 4 weiteren Saisons in Luzern), erreichte als erster Spieler die magische Marke von 400 Super-League-Partien.

Nelson Ferreira erreichte als erster Spieler die Marke von 400 Super-League-Spielen.

Derweil gingen am Rheinknie am Abend des 3. März 2018 die Lichter aus. Vorerst aber nur im Stadion. Ausgerechnet vor dem Klassiker gegen den FC Zürich verunmöglichte ein Stromausfall den Anpfiff der Partie. Eine Untersuchung ergab, dass der FC Basel nicht für den Kurzschluss in einer nicht zugänglichen Stromschiene verantwortlich gemacht werden konnte. Die Partie wurde am 11. April 2018 nachgeholt und Basel siegte klar mit 3:0 — doch der Meistertitel wurde bereits vorher verspielt. Der FCB leistete sich kurz nach der Winterpause zwei Ausrutscher gegen Lugano (20. Runde) und St. Gallen (22. Runde) und verspielte gegen Lausanne in der 23. Runde eine 1:0-Führung. Der Verlust dieser wichtigen acht Punkte erwies sich am Ende als zu grosse Hypothek gegenüber dem BSC Young Boys, der in dieser Phase der Saison ohne Fehl und Tadel blieb.

Lichterlöschen in Basel vor der Partie zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich

YB-VIERTELSTUNDE

Das letzte Saisonviertel leitete quasi die YB-Viertelstunde ein. Die Berner hatten in der 28. Runde bereits 13 Punkte Vorsprung und machten nicht den Eindruck, sich die Butter noch vom Brot nehmen zu lassen. Die Entthronung des FC Basel nach achtjähriger Dominanz war besiegelt. Das bot Einzelakteuren die Gelegenheit, sich ins Rampenlicht zu spielen. Guillaume Hoarau traf beim 4:2 über den FC St. Gallen am 8. April 2018 im 8. Meisterschaftsspiel in Serie, in dem er auf dem Platz stand, und egalisierte damit den Rekord von Basel-Knipser Alex Frei aus der Saison 2010/11. Am 4. März in der Partie gegen Lugano sass der Franzose von der Insel La Réunion nur auf der Ersatzbank. Bei einem Einsatz hätte er alleiniger Rekordhalter werden können. Verwehrt blieb dem Hünen erneut der Titel des Torschützenkönigs. Hier musste er sich zum vierten Mal in Serie mit Rang 2 begnügen. Ende Saison stand ihm Basels Albian Ajeti mit 17 Treffern, also 2 Toren mehr, vor der Sonne. Es blieb der einzige Titel für den in den letzten Jahren erfolgsverwöhnten FCB.

Im April 2018 gelang YB zudem das 1’000. Tor in der Super League, was ins perfekte Meisterdrehbuch der Bundesstädter passte. Jubiläumstorschütze war Jean- Pierre Nsame beim 2:2 in der 30. Runde − ausgerechnet gegen Thun. Zwei Runden später machte YB mit dem 2:1 über Luzern die Meisterschaft perfekt. Der Siegtorschütze hiess übrigens: Jean-Pierre Nsame. Die Berner sicherten sich nach 32 Jahren Durststrecke den 12. Meistertitel in der Klubgeschichte. Fürs Double reichte es dem Team von «Trainer-Gott» Adi Hütter knapp nicht. Im Cupfinal unterlag YB dem FC Zürich mit 1:2. Die weiteren Europacup- Plätze sicherten sich der FC Luzern und der FC St. Gallen, der als Fünftplatzierter vom Cupsieg des FCZ (Rang 4) profitierte.

Das Meistertor von Jean-Pierre Nsame sorgte in Bern für Freudentränen und eine der ausgiebigsten Meisterfeiern der Fussballgeschichte.

Der Österreicher Adi Hütter machte sich als Meistertrainer in Bern unsterblich.

 

NACHSPIELZEIT
Spannender verlief der Kampf um den Abstieg. Bis Runde 29 lag Schlusslicht FC Lausanne-Sport mit total 31 Punkten nur ein Zähler hinter dem 6. Platz von GC zurück. Noch nie seit der Gründung der Zehnerliga im Jahr 2003 hatte ein Tabellenletzter zu diesem Zeitpunkt so viele Punkte gesammelt. Und noch nie war die Differenz zwischen Rang 10 und 6 zum gleichen Zeitpunkt in der Saison so gering. Erst in den folgenden Runden konnten sich nach und nach GC, Thun und Lugano aus dem Abstiegsstrudel befreien. Sion gelang der Befreiungsschlag erst in der 34. Runde mit einem 2:0 über GC. In Lausanne dagegen lagen die Nerven schon länger blank und in der 35. Runde kippte die Stimmung in der Fankurve der Pontaise. Lausanne-Anhänger stürmten beim Stand von 0:2 in Richtung des Thuner Fansektors und provozierten so in der 71. Minute einen Spielabbruch. Die Partie wurde letztlich mit einem 0:3-Forfait gewertet und damit der Abstieg der Waadtländer nach zwei Saisons in der höchsten Spielklasse besiegelt.

Dass der Abstiegskampf auch in der neuen Saison 2018/19 wieder spannend wird, dafür sorgten die 20 Klubs der SFL an der ausserordentlichen Generalversammlung vom 25. Mai 2018, quasi in der Nachspielzeit der Saison 2017/18. Mit 16 zu 4 Stimmen stimmten die Klubvertreter der Wiedereinführung der Barrage zu, nachdem im Herbst 2017 die Reaktivierung noch abgelehnt worden war. Somit werden die Fans bereits in der Saison 2018/19 erstmals nach sieben Jahren wieder in den Genuss von zwei Entscheidungsspielen am Ende der Spielzeit zwischen dem Neunten der Raiffeisen Super League und dem Zweiten der Brack.ch Challenge League kommen.

Die Barrage ist nach siebenjähriger Abstinenz wieder zurück in der Swiss Football League.

STATISTIKEN 2017/18